Barrieren in der Wohnung sind immer noch ein großes Problem!

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Bürgerumfrage 2021 zeigt

Barrieren in der Wohnung sind immer noch ein großes Problem!

Die WN vom 18. April 2023 titelt: Barrierefreie Wohnungen sind rar

  • Schon heute fehlen in Deutschland 2,2 Millionen altersgerechte Wohnungen
    • Demnach leben heute rund 600.000 Rentnerhaushalte in barrierefreien Wohnungen ohne Stufen und mit stufenfreiem Zugang zur Dusche
    • 2040 werden 3,3 Millionen solcher Wohnungen gebraucht, damit alte Menschen möglichst lange zu Hause bleiben können
    • Der Bund bremst den altersgerechten Umbau von Wohnungen … Die staatliche KfW-Bank bietet keine Zuschüsse mehr dafür an.
  • Notwendig wäre ein Förderprogramm für altersgerechten Neu- und Umbau von mindestens einer halben Milliarde € im Jahr.
  • Viele alte Menschen würden auch gerne in kleinere Wohnungen umziehen, wenn es ein solches Angebot am Ort gäbe.
  • Jede fünfte frei werdende Wohnung müsste altengerecht saniert werden

Und wie sieht es in Münster aus?

Die Stadt Münster führt in regelmäßigen Abständen so genannte „Bürgerumfragen“ durch. Sie haben jeweils mehrere thematische Schwerpunkte. Die letzte Bürgerumfrage fand im Jahr 2021 statt und befasste sich insbesondere mit der Wohnsituation. Die Kommunale Seniorenvertretung Münster (KSVM) hat sich vor allem mit den Ergebnissen aus der Perspektive der Seniorinnen und Senioren befasst. 

Zunächst zwei Hinweise zur Bürgerumfrage:

  1. In der Bürgerumfrage 2021 wurden Einwohnerinnen und Einwohner in Münster ab 18 Jahre erfasst. Die gesamte Stichprobe umfasst über alle Altersgruppen 262 Einwohnerinnen und Einwohner in Münster.
  2. Mit 1.001 befragten Einwohnerinnen und Einwohner in Münster über 60 Jahre hat diese Altersgruppen einen Anteil von 30,7 Prozent in der Stichprobe. Zum Vergleich: Wenn man nur die Bevölkerung in Münster über 18 Jahre zu Grunde legt, dann haben Seniorinnen und Senioren an der Münsteraner Bevölkerung einen Anteil von 30,1 Prozent. Von den 1.001 Seniorinnen und Senioren haben durchschnittlich 900 Seniorinnen und Senioren bei den Fragen geantwortet.

 

Nun zu den Ergebnissen der Bürgerumfrage 2021

53,8 % aller Seniorinnen und Senioren müssen eine bis drei Stufen bis zur Haustür bewältigen; bei 20,7% sind es sogar mehr als vier Stufen. Lediglich jede vierte Seniorin bzw. jede vierte Senior gelangt ohne Stufen in das Haus.

Bei der Frage nach einem Personenaufzug im Gebäude wohnen nur 14,4% - also nur jede siebte Seniorin bzw. jeder siebte Senior - in einem Gebäude mit einem Personenaufzug. Etwas besser sieht die Situation bei den über 70-Jährigen aus: Hier verfügen 18,6% über einen Personenaufzug.

Stufen zwischen der Haustür und der Wohnungstür sind für Seniorinnen und Senioren im Vergleich mit der gesamten Bürgerumfrage weniger zu überwinden: keine Stufen mit 28,3 % (n = 937) bzw. 20,9% (n = 3.212).

Schwellen zum Balkon zur Terrasse, sind für Seniorinnen und Senioren ein weiteres Problem: 52,3% aller Seniorinnen und Senioren müssen über eine Stufe steigen. Im Vergleich mit einer früheren Bürgerumfrage ist bei den 60 bis 70jährigen Seniorinnen und Senioren sogar ein Anstieg von 45,0 % auf 56,2% festzustellen.

Das Badezimmer ist nach wie vor die größte Problemzone: Mit „Ja“ bei Schwellen beim Einstieg in die Dusche haben 51,8% (n = 851) der Seniorinnen und Senioren geantwortet. Somit ist die wünschenswerte bodengleiche Dusche – auch wenn sie sich aus baulichen Gründen nicht immer realisieren lässt - noch lange nicht  Normalität.

Abgesehen von privaten Gründen ist für jede vierte Seniorin und jeden vierten Senior der wichtigste Grund für einen möglichen Auszug aus der Wohnung die fehlende Barrierefreiheit. 

Es ist festzustellen, dass es durchaus eine Bereitschaft gibt, im Alter umzuziehen. Diese Frage wird von 36,7 % (n = 965) der teilnehmenden Seniorinnen und Senioren bejaht. Dabei ist festzustellen: Wer einen Umzug im Alter in Erwägung ziehen, sollte möglichst früh damit beginnen. Sind es bei den 60 bis 69-Jährigen noch 42,0 %, so sind es bei den 70 bis 79-Jährigen noch 36,9% und bei den über 80-Jährigen nur noch 21,2% die einen Umzug im Alter bejahen.

Die wichtigsten Anforderungen an eine Wohnung beim Umzug sind Barrierefreiheit insbesondere für die 60 - 69-Jährigen gefolgt von der kleineren Wohnfläche (38,9% bei den 60 – 69-Jährigen). Der Personenaufzug gewinnt mit zunehmendem Alter an Bedeutung (38,8% 80 Jahre und älter). Eine geringere Netto-Kalt-Miete spielt eine eher untergeordnete Rolle; sie steht bei zehn möglichen Anforderungen an vorletzter Stelle. 

 

Als Fazit lässt sich festhalten

  1. Probleme mit Schwellen zum Balkon/zur Terrasse haben seit der Bürgerumfrage 2013 noch zugenommen. Auch der Einstieg in Dusche ist nach wie vor mit Hindernissen verbunden. Hier sollte beim Wechsel von der Badewanne zur Dusche auf eine bodengleiche Dusche geachtet werden.
  2. Es besteht durchaus die Überlegung, sich im Alter eine kleinere Wohnung zu suchen. Dabei hat das Thema „Barrierefreiheit“ die größte Bedeutung. Das betrifft sowohl Umzugsgründe als auch Ausstattungswünsche. Die Miete spielt eine untergeordnete Rolle. Allerdings sollte ein Tausch bzw. ein Umzug in einer frühen Lebensphase angegangen werden.

Holen Sie sich Unterstützung – lassen Sie sich beraten

Beim Sozialamt der Stadt Münster berät Christin Drewes (Telefon 0251 / 492 – 50 60) zur Wohnraumanpassung

Ausblick

Die Kommunale Seniorenvertretung Münster setzt große Hoffnung auf ihre Anregung für eine  "Richtlinie städtisches Förderprogramm altengerechte Wohngebäude für Münster“ die sie in den Rat der Stadt Münster eingebracht hat und die in diesem Jahr anhand einer Vorlage beraten werden soll